20240814 b02Im zweiten Teil unserer Reportage zur Planung unseres neuen Feuerwehrautos stellen wir die Perspektive des Ausbilders in der Feuerwehr vor: Auf den ersten Blick scheint der Ausbilder in der Feuerwehr mit den Details des Beschaffungsprozesses eines neuen Feuerwehrauto nicht viel zu tun zu haben, die eigentliche Ausbildungsarbeit beginnt ja erst mit der Lieferung, oder nicht?

 

Tatsächlich bringt jedes neue Gerät oder Konzept aber ein graues Haar mehr am Ausbilderkopf: Z.B. sorgt ein neues Strahlrohr mit anderen Literleistungen, Griffen und Rädchen für einen Trainingsaufwand. Bis die Bedienung blind sitzt ziehen bei den Feuerwehrleuten viele Monate ins Land, zudem gehen die alten Strahlrohre ja nicht „außer Dienst“, somit muss nicht nur das neue Rohr beübt werden, sondern auch der Unterschied zu den alten.

 

Manchmal muss es dann aber doch was Neues sein – entweder, weil es die alten Dinge nicht mehr gibt oder die neuen einen erheblichen Zusatznutzen bieten. Z.B. wird der neue, topmoderne Pumpenbedienstand wesentlich simpler zu bedienen sein, als der alte. Ein paar dieser Überlegungen möchten wir daher hier ausführen.

 

Schläuche! Mal abgesehen von verschiedenen Qualitäten des Schlauchmaterials – was gibt’s da bitte abzuklären? Tatsächlich gab es der Packform von Schläuchen einige Innovationen in den letzten 25 Jahren. Konkret beschäftigt hat man sich in Grafenwörth mit Schlauchtragekörben und Schlauchpaketen. Die Tragekörbe bieten den Vorteil, in Stiegenhäusern oder engen Bereichen Schläuche rasch verlegen zu können, Schlauchpakete bieten den Vorteil, als Atemschutztrupp eine „tragbare“ Angriffsleitung mitnehmen zu können, die eine kompakte Reserve beinhaltet. Beide Überlegungen wurden jedoch zugunsten der „normalen“ Rollschläuche mit Schlauchträger verworfen – der Ausbildungsaufwand steht nicht in Relation zur Einsatzhäufigkeit.

 

Schaumabgabe! Die modernen Löschfahrzeuge müssen jedenfalls in der Lage sein Löschschaum zu erzeugen und auszubringen – damit können Brände von Flüssigkeiten bekämpft oder hartnäckige Feststoffbrände abgedeckt werden. Allerdings gibt es eine Vielzahl von möglichen Lösungen dazu, u.a. Druckzumischsysteme, Schaumtanks oder Druckluftschaum. Das neue HLF3 Grafenwörth wird hier aber nur die „Basisvariante“ mitführen: Den eingebauten Pumpenvormischer und ein tragbarer Zumischer. Abgesehen von den hohen Kosten der genannten Systeme und der minimalen Einsatzhäufigkeit in Grafenwörth bedeuten all diese Systeme einen Ausbildungsaufwand und bergen Fehlerpotenzial „in der Hitze des Gefechts“.

 

Strahlrohre! Gerade bei Strahlrohren finden Innovationen am laufenden Band statt und fast alle dazu sind äußerst nützlich. Gerade deshalb wurde hier viel „Hirnschmalz“ investiert. Als Hauptangriffsgerät werden – wie bisher – C-Hohlstrahlrohre verlastet sein. Neu wird ein solches auf der Schnellangriffshaspel im Heck montiert sein, der Hochdruckteil entfällt vollständig. Aufgrund der höheren Wurfweite werden aber auch noch einige „alte“ Mehrzweckstrahlrohre wieder auf dem Fahrzeug mitgeführt. Auch der bestehende Wasserwerfer feiert ein „Comeback“ auf dem neuen Fahrzeug um Kosten zu sparen und den Schulungsaufwand zu minimieren.

 

Wärmebildkamera! Nein, die Feuerwehr Grafenwörth macht in Zukunft keine Wärmebildaufnahmen zur thermischen Gebäudesanierung ;-) Mit einer Wärmebildkamera gewinnt die Feuerwehr wertvolle Zeit bei der Suche nach Vermissten (in verrauchten Räumen) und kann bei Bränden Glutnester suchen und gezielt Löschwasser aufbringen. Vor 20 Jahren war eine solche Anschaffung noch nahezu undenkbar, seit damals sind die Anschaffungskosten allerdings auf ein Zehntel (!) gefallen. Dieser unschätzbaren Sicherheitsgewinn soll daher am neuen Fahrzeug mitgeführt werden. Im Unterabschnitt Grafenwörth gibt es damit dann zwei Wärmebildkameras (die zweite befindet sich in Jettsdorf), was auch die gleichzeitige Vermisstensuche mit zwei Trupps ermöglicht.