20241001 1Es steckt bereits im Wort: „Fahrmeister“ kümmern sich um die Fahrzeuge der Feuerwehr. Eine Neuanschaffung ist daher stets ein großer Schritt für die Fahrmeisterei. Im dritten Teil unserer Reportage konzentrieren wir uns daher auf das Fahrgestell selbst.

 

20241001 2Grundsätzlich wären auch bei Abruf über die bestehende Rahmenvereinbarung der BBG mehrere Fahrgestellhersteller zur Auswahl gestanden. Die Entscheidung für Fa. MAN war jedoch bereits vorgezeichnet. Die jahrelange Erfahrung mit Steyr- und MAN-LKW bringt mehr Berechenbarkeit in die Wartung und Instandhaltung.

 

Die verbaute Motorisierung hört sich dann erstmal nach viel Power an. Tatsächlich gibt es hierfür eine Vorgabe in den Baurichtlinien => „Mindestens 11kW pro Tonne“. Mit dem verbauten 320PS-Motor liegt man daher rund 15% über der Mindestanforderung, was sich beim Beschleunigen (Autobahn) oder Bergauffahren (Wagram, Weingärten) als hilfreich erweist.

 

Ein Allradantrieb wäre im Einsatzspektrum der Feuerwehr Grafenwörth zwar nicht die „top Priorität“, ist jedoch durch die Baurichtlinien vorgegeben. Nützlich ist Allrad allemal – speziell bei Einsätzen im Schnee und falls es doch mal ein etwas lockerer Untergrund sein muss. Der Allradantrieb kommt natürlich auch mit Längs- und Hinterachssperren.

 

Um die Art der Schaltung werden mancherorts wahre „Glaubenskriege“ geführt, in der Feuerwehr Grafenwörth war man sich jedoch nach kurzer Diskussion einig: Es muss eine Automatik werden (MAN Powermatic - Wandlerautomatikgetriebe). War man bei der Beschaffung des Wechselladefahrzeugs vor 10 Jahren noch eher kritisch eingestellt, so sind die Grafenwörther Maschinisten mittlerweile von der Alltagstauglichkeit der Automatik überzeugt, zumal man die klassische 8-Gang-Doppel-H-Schaltung ohnehin nicht mehr bestellen kann. Die Eingewöhnung am neuen Fahrzeug wird durch die ähnliche Schaltung wohl auch viel schneller gehen. Dazu kommt auch noch die Ausbildungsthematik: Immer weniger Fahrschulen haben LKW mit Handschaltung im Fuhrpark. Das neue HLF wird 25 Jahre im Dienst der Feuerwehr Grafenwörth stehen, hier muss also auch für die kommende Generation an Maschinisten mitgedacht werden.

 

Für das Fahrgestell werden standardmäßig zwei Varianten angeboten, eine mit 4200mm Radstand und eine mit 3900mm Radstand. Die kürzere Version hätte den Vorteil einer besseren Wendigkeit, jedoch den Nachteil eines verkleinerten Geräteraums. Aufgrund der Erfahrungen mit dem 3-Achs-Wechselladefahrzeug weiß man allerdings, dass im Einsatzgebiet der FF Grafenwörth die Wendigkeitsanforderung kein großes Thema ist. Daher setzen wir auf den längeren Radstand und mehr Platz für wichtige Gerätschaften.

 

Eine Kernfähigkeit des HLF3 ist die Abgabe von Löschwasser, daher muss man sich auch Gedanken über die Feuerlöschpumpe machen. Diese ist fix im Fahrzeug verbaut, über einen Nebenabtrieb mit dem Antriebsstrang verbunden und kann vom Heck aus gesteuert werden. Auf Basis unserer Erfahrungen mit Löschbrunnen (im Gewerbegebiet sind etliche davon) wurde für die Pumpe eine größere Literleistung von 3.000l/min bei 10bar gewählt, so kann auch bei größeren Saughöhen noch eine „ordentliche“ Fördermenge erreicht werden, um etwa eine Drehleiter zu versorgen. Ebenso wurde das Feature „pump and roll“ mitbestellt – dies ermöglicht den Betrieb der Pumpe, während das Fahrzeug bewegt wird, vor allem bei Flurbränden enorm nützlich.

 

Als kleines „Gimmick“ wird das neue Fahrzeug auch einen Druckabgang an der Fahrzeugfront haben. Vor allem bei Bränden auf der Autobahn versprechen wir uns dadurch einen Sicherheitsgewinn gegenüber den seitlichen Druckabgängen.