20201231 1Ein Erdbeben der Stärke 6,4 erschütterte zu Mittag am 29.12.2020 die Region Petrinja in Kroatien. Nach dem Hauptbeben folgen mehr als 20 Nachbeben – 7 Tote und unzählige Verletzte lautet die bisherige Bilanz, nebst vielen Hundert nicht mehr bewohnbarer Gebäude.

 

20201231 2Noch am selben Tag ersucht die kroatische Regierung ihre EU-Partner um professionelle Hilfe. Am nächsten Tag zu Mittag ist klar: Österreich wird sich mit einem gewaltigen logistischen Kraftakt beteiligen. Ein „Dorf“ aus 82 Wohncontainern samt Betten, Heizkanonen, etc. soll in die Krisenregion verlegt werden, dafür bietet der NÖ. Landesfeuerwehrverband einen großen Teil der Flotte an Wechselladefahrzeugen auf, darunter auch das Fahrzeug der Feuerwehr Grafenwörth.

 

20201231 3Da sowohl die mit dem Fahrzeug damals ausgelieferten Wechselpritschen als auch die Anhänger der Teleskopladefahrzeuge (eines davon ist in Seebarn stationiert) über Schnellkupplungen für die Aufnahme von solchen Containern verfügen, erweist sich die Kombination aus den Fahrzeugen wie geschaffen für die Anforderung. Binnen weniger Minuten sammelt sich eine größere Mannschaft im Feuerwehrhaus um mitzuhelfen.

 

20201231 4Während die beiden „Crewmitglieder“ Herbert Reisinger und Manfred Ploiner Kleidung und Bedarfsgüter für einen längeren Einsatz zusammensuchen und einem Covid-Schnelltest unterzogen werden, bereiten mehrere Feuerwehrleute den Pritschenaufbau, den Anhänger und das Fahrzeug für den Einsatz vor. Schon wenig später kann Richtung Sammelpunkt in der Belgier-Kaserne in Graz ausgerückt werden.

 

Vor Ort trifft man gleich noch eine Grafenwörther: Michael Tischleritsch arbeitet dort im Rahmen des Versorgungsdienstes an der Verpflegung der Einheiten – insgesamt 25 Fahrzeuge aus Niederösterreich und ca. 15 Fahrzeuge aus der Steiermark, jeweils noch plus Anhänger sind gegen 21 Uhr am 30.12. in Graz eingetroffen. Mit schweren Kranfahrzeugen aus Krems und Wiener Neustadt werden die dort gelagerten Container auf die Wechselladefahrzeuge verladen. Tatkräftig unterstützt wird die Feuerwehr hier vom Bundesheer. Trotz Regen und Kälte läuft die Verladung der Container bis in die Morgenstunden durch.

 

Die Grafenwörther Mannschaft brach mit dem zweiten von drei Kontingenten von Graz aus auf Richtung Kroatien, kurz vor 5 Uhr war dann Abmarsch. Die imposante Blaulichtkolonne von ca. 1km Länge fuhr dann direkt, teils mit Polizeieskorte über die Grenzen von Slowenien und Kroatien bis in das Dorf Glina, nahe dem Epizentrum des Bebens. Beinahe die gesamte Strecke hindurch wurden die Österreicher dabei freudig begrüßt.

 

„Bei rund 90% der Häuser waren die Rauchfänge kollabiert, Dächer massiv beschädigt“, berichtet Manfred Ploiner von der Grafenwörther Mannschaft, „das bedeutet: Keine Heizung und dank anhaltendem Regen, kein trockener Platz im Haus!“. Die tausenden Betroffenen wurden zunächst in Zelten und Notunterkünften untergebracht, manche übernachteten in ihren Autos.

 

Auch wenn die Einsatzkräfte der kroatischen Feuerwehr und des Militärs in voller Stärke gegen die Katastrophe kämpfen und gemeinsam mit Privatfirmen im Akkord Dächer abdichten, so wird die Behebung wohl noch mehrere Wochen dauern. Als „etwas dauerhaftere“ Übergangslösung baut die kroatische Armee aus den gelieferten Containern nun ein kleines Dorf auf einem alten Fabriksgelände. Die gedämmten und beheizbaren Container aus Österreich dienen dabei als Grundlage.

 

Vor Ort wurde per Kran des Wechselladefahrzeuges ein Container abgeladen, während eine kroatische Privatfirma den zweiten Container ablud um Zeit zu gewinnen. Gegen Mittag war dann der komplette Zug abgeladen und machte sich wieder auf den Heimweg. Die Grafenwörth kamen nach ein paar „Boxenstopps“ unterwegs um 20:30 Uhr wieder in Grafenwörth an.

 

„Man bekam den Eindruck, als würden wir zusätzlich zu unseren Wohncontainern auch noch das Gefühl mitliefern, dass die Betroffenen nicht alleine gelassen werden. Die ehrliche Freude der Menschen vor Ort werde ich persönlich als den stärksten Eindruck dieses Einsatzes im Gedächtnis behalten“, zieht Manfred Ploiner Bilanz über den knapp 30 Stunden durchgehenden Einsatz am Balkan.