Die Medienberichte der gigantischen Düngemittelexplosion in Beirut vom 4. August haben kaum jemand kalt gelassen. Unter den vielen Toten befindet sich aber auch eine 11-köpfige Feuerwehrcrew, inkl. der Feuerwehrfrau auf dem linken Bild, Sahar Faris, die die erste Tote war, die identifiziert werden konnte. Jetzt könnte man fragen, warum die Feuerwehrleute sich überhaupt in diese Gefahr begeben haben. Ganz einfach: Weil es sein musste. Und deshalb reden wir da jetzt auch drüber: Weil es sein muss.
Derartige Einsätze laufen „immer“ gleich ab: Ein Brand in einem Lagerhaus wird gemeldet, ob Personen drin sind, ist nicht bekannt, was drin ist, ebenfalls nicht. Im Lagerhaus könnten dann eh keine Menschen sein und nur tonnenweise Altmetall. Es könnten aber auch tausende Tonnen hochexplosives Düngemittel sein. Beide Lagen haben eines gemeinsam: JEMAND muss kommen und nachsehen um sicher zu sein.
Die erste Einheit am Einsatzort tritt immer einer unbekannten Gefahr entgegen. Auch wenn man so einen Zwischenfall wie in Beirut in Grafenwörth de facto ausschließen kann, ungefährlich ist’s bei uns auch nicht. Dabei rede ich jetzt noch nicht mal vom Gasflaschenbrand am rechten Bild von 2015 (hier bestand das Risiko eines Behälterzerknalls), sondern von im Grunde ganz banalen Unfällen auf der Autobahn: Jedes Mal, wenn wir dort aus unseren Fahrzeugen aussteigen gibt’s ein Risiko, dass uns ein unvorsichtiger Lenker erwischt. Machen tun wir’s trotzdem. Weil es sein muss. Weil JEMAND das alles tun sollte, damit andere nicht müssen.
Das Stichwort zu dem Thema heißt „Risikominimierung“, ein wesentlicher Teil unserer Ausbildung und Ausrüstung. Blaulicht, Warnwesten, blinkende Verkehrsleitkegel, Flammschutzhosen, durchtrittsichere Stiefel, genaue Absicherungsregeln, Sicherheitsabstände, Löschen aus der Deckung,… Viel Zeit (und Geld!) fließt in die Sicherheit der freiwilligen Feuerwehrleute.
Warum macht das irgendjemand, wenn man zur selben Zeit auch risikofrei daheim am Sofa liegen könnte? Die Antwort darauf ist nicht so leicht zu geben. Denn man muss es erlebt haben, dieses Gefühl helfen zu können. Im Team mit cleveren, gut trainierten Feuerwehrleuten und robuster, schlagkräftiger Technik. Unsere Aufgabe ist es zu Retten und zu Schützen. Und das ist eben kein Kindergeburtstag.
Manfred Ploiner, Zugskommandant, Feuerwehr Grafenwörth
Fotoquelle: Twitter/Blick.ch